Geschichte Lachgas
Lachgas, oder auch Distickstoffmonoxid genannt (chemisch n2o) ist ein farb- und geruchloses Gas, welches erstmals 1772 von Joseph Priestley entdeckt wurde. Die Wirkung des Gases war zum damaligen Zeitpunkt zunächst unklar. Nach Entdeckung der euphorisierenden Wirkung des Gases durch Humphry Davey wurde Lachgas zur Belustigung auf Märkten eingesetzt. Zahnmediziner Horace Wells erkannte, dass es sich bei Lachgas nicht nur um eine Art Freizeitdroge handelte, sondern sah auch einen großen Nutzen der euphorisierenden und betäubenden Wirkung darin für die Zahnmedizin. 1844 führte er die erste Zahnextraktion unter Lachgas durch – dies war der Meilenstein für die Karriere der Lachgassedierung. Seit 1960 wird Lachgas in vielen Ländern weltweit täglich zur Angst- und Schmerzlinderung bei überwiegend zahnärztlichen Eingriffen angewendet.
Welche Eigenschaften hat Lachgas
Bei Lachgas handelt es sich um ein farb– und geruchloses Gas, dessen Geschmack teilweise als süßlich empfunden wird. Im Körper löst Lachgas drei verschiedene Wirkungen aus. Es hat eine sedierende, also beruhigende Wirkung, eine anxiolytische, angstlösende und eine analgetische, schmerzstillende Wirkung. Diese Wirkungsweisen von Lachgas sorgen bei der jeweiligen Person für ein Gefühl der Entspannung, lösen Ängste und erhöhen die Schmerztoleranz um ein Vielfaches. Aufgrund dieser Effekte eignet sich die Sedierung mit Lachgas gut für medizinische Eingriffe und ist vor allem in der Zahnmedizin sehr beliebt. Die Einsatzgebiete für Lachgas sind sehr vielfältig, auch bei der Behandlung depressiver Personen findet es einen sehr hohen Anklang. Lachgas hat demnach eine hohe therapeutische Bereite und kann vielseitig eingesetzt werden. Dank seiner günstigen physikalischen Eigenschaften hat Lachgas einen geringen Einfluss auf die Atmung und den Kreislauf, sowie eine Reizlosigkeit an Haut und Schleimhaut
Blutlöslichkeit von Lachgas – Der Blut/Gas-Koeffizient
Lachgas weist eine hohe Steuerbarkeit auf, was bedeutet, dass die Dosierung und Wirkung des Gases gut kontrolliert werden kann. Doch worauf ist die Eigenschaft zurückzuführen? Der Blut-Gas-Koeffizient beschreibt, wie gut sich ein Inhalationsanästhetikum im Blut auflöst. Je höher der Koeffizient (>1), desto besser löst sich das Anästhetikum im Blut auf. Bei Lachgas liegt der Koeffizient bei 0,47, d.h., dass Lachgas sich nur in geringem Maß im Blut auflöst und das Blut schnell mit Lachgas gesättigt ist. Es gibt kein anderes Sedierungsverfahren, bei dem die klinische Wirkung so gezielt gesteuert werden kann.
Fettlöslichkeit von Lachgas – Der Öl-Gas-Koeffizient
Das menschliche Gehirn besteht zum größten Teil aus fetthaltigem Gewebe. Was bedeutet das nun für die Eigenschaften von Lachgas? Je höher der so genannte Öl-Gas-Koeffizient ist, desto rascher erfolgt der Wirkungseintritt des Anästhetikums. Denn, je höher die fettlöslichkeit des Anästhetikums ist, desto schneller erfolgt die Anreicherung im Gehirn und desto schneller erfolgt ein Wirkungseintritt. Der Öl-Gas-Koeffizient von Lachgas liegt bei 1,4, was bedeutet, das Lachgas gut fettlöslich ist und schnell eine Wirkung hervorruft
Wie wirkt Lachgas?
Die Wirkungsweise von Lachgas lässt sich je nach Intensität der Sedierung unterscheiden. Bereits bei einer minimalen / leichten Sedierung kommt es bei den Personen zu einer angstlösenden und entspannenden Wirkung. Ein Gefühl von Wärme und Schwere verbreitet sich im gesamten Körper. Die natürlichen Atem- und Schutzreflexe bleiben vollständig erhalten. Ein minimierter Würgereflex erleichtert die Arbeit eines Zahnarztes um ein Vielfaches. Auch ein Verlust des Zeitgefühls ist bereits bei einer leichten Sedierung möglich.
Die mittlere / moderate Sedierung sorgt dafür, dass die Schmerztoleranz der sedierten Person steigt und die Schmerzwahrnehmung im Gegenzug verringert ist. Diese Wirkungsweise eignet sich für viele medizinische Eingriffe und erleichtert sowohl dem behandelnden Arzt als auch dem Patienten den jeweiligen Eingriff. Bereits bei einer moderaten Sedierung, vermehrt jedoch bei einer tiefen Sedierung kann ein Gefühl der Euphorie hervorgerufen werden. Euphorische Zustände sind etwa bei einem Drittel der Patienten zu beobachten und gehören zu den eher selten auftretenden Wirkungsweisen von Lachgas.
In allen Stufen der Sedierung sind die sedierten Personen ansprechbar, können kommunizieren und haben die Kontrolle über sich und Ihren Körper. Alle natürlichen Schutzreflexe bleiben vorhanden, wie auch die Spontanatmung und die Reaktion auf Ansprache. Die Wirkungsweisen von Lachgas sind personenabhängig und treffen nicht auf alle zu.
Wie lange wirkt Lachgas?
Die Wirkungsdauer von Lachgas beschränkt sich auf die Dauer der Sedierung. Lachgas hat ein rasches An- und Abfluten, was bedeutet, dass der Wirkungseintritt schnell erfolgt, der Effekt ebenso schnell aber wieder nachlässt. Begründen lässt sich dies durch den zuvor erwähnten Blut-Gas-Koeffizient und den Öl-Gas-Koeffizient. Im Gegensatz zu vielen anderen gängigen Beruhigungsmitteln wie Valium, Dormicum und der Narkose hat Lachgas keine Nachwirkungen und verschwindet direkt nach Beenden der Sedierung aus dem Körper. Der Tagesablauf der Person wird durch die Sedierung mit Lachgas also in keiner Weise beeinflusst.
Ist Lachgas sicher?
Seit 150 Jahren wird Lachgas nun schon im Bereich der Zahnmedizin angewendet. Lachgas, oder auch N2O, ist das sicherste, meist erforschte und älteste Sedativum. In anderen Ländern, wie z.B. Skandinavien, England und Amerika, werden bereits seit Jahren Millionen von Patienten täglich erfolgreich mit Lachgas sediert. Es eignet sich neben Angstpatienten auch hervorragend für die Behandlung von Kindern oder Menschen mit körperlicher und/oder geistiger Behinderung. Es hat eine schonende Wirkung, ist nicht-toxisch und verlässt den Körper unmittelbar nach der Behandlung.
Ist Lachgas sicher für Kinder?
US-Studien zeigen, dass 90 Prozent der amerikanischen Kinderzahnärzte Lachgas täglich benutzen. Die schonende Sedierung eignet sich hervorragend für Kinder. Für sie vergeht die Behandlung wie im Flug und der Arzt kann dank der Sedierung konzentriert seine Arbeit erfüllen. Ein Besuch beim Zahnarzt wird so für das Kind zu einer positiven Erfahrung – ganz ohne Angst.
Welche Vorteile hat Lachgas beim Zahnarzt?
Im Vergleich zu anderen Inhalationsanästhetika hat Lachgas viele Vorteile vorzuweisen und bringt kaum Nachteile mit sich.
Zu den wichtigsten Vorteilen im Bereich der Pharmakologie zählen:
Für den Behandler:
- Gute Steuerbarkeit / Handhabbarkeit
- Kurze Vor- und Nachbereitungsphase (Geringer Aufwand)
- Komplikationen nahezu ausgeschlossen
- Entspanntes Arbeiten
- Umsatzsteigerung
- Verkürzte Behandlungszeit
Für den Patienten:
- Minimale oder keine Atemdepression
- Organschonend
- Erhalt der natürlichen Schutzreflexe
- Keine Amnesie
- Steigerung des Wohlbefindens
- Entkopplung von der Behandlung
Welche Nachteile hat Lachgas?
Die wenigen Nachteile, die Lachgas mit sich bringt, sind unter anderem
- Schwache bis keine narkotische Wirkung
- Beeinträchtigung der Erythrozyten- und Leukozytenproduktion (Bei Langzeitanwendung über 2 Tage)
- Diffusionshypoxie
Lachgas kann vielfältig eingesetzt werden, eignet sich für einen großen Patientenstamm von klein bis groß und weist dank jahrzehntelanger Forschung und Anwendung ein hohes Sicherheitsprofil auf.
Welche Nebenwirkungen hat Lachgas?
Nebenwirkungen wie Schwindel, Übelkeit und Erbrechen treten bei der Lachgassedierung in seltenen Fällen auf, sind meistens auf eine zu hohe Dosierung des Anteils von Lachgas zurückzuführen und können durch Regulierung entsprechend der Bedürfnisse des Patienten vorgebeugt werden. Bei einer Überdosierung kann es, in seltenen Fällen, zudem zu psychomotorische Nebenwirkungen (diese sind aber nach 15 Minuten reversibel) und psychiatrische Nebenwirkungen, wie Träume, Fantasien und Euphorie, kommen.
Weitere mögliche Nebenwirkungen, die auftreten können, sind:
- Kardiovaskuläre Nebenwirkungen
- Respiratorische Nebenwirkungen
- Beeinflussung der Vitamin B12 Synthese, insbesondere bei Veganern und Vegetariern
- Symptome wie Tunnelblick, Ohrgeräusche
Nach einer Umfrage des Bundesverbandes für Kinderzahnärzte hat die Lachgassedierung weniger Nebenwirkungen als die Lokalanästhesie, da der Patient bei vollem Bewusstsein ist. Bei 7.145 durchgeführten Inhalationssedierungen kam es zu 8 Nebenwirkungen wie z.B. Übelkeit (0,1%).
Wer noch mehr über Lachgas erfahren möchte findet im Netz das Lachgas Lehrbuch. Aus unserer Sicht ganz interessant.
Gut zu wissen: Lachgas wird immer nur in Kombination mit Sauerstoff verabreicht um die Sauerstoffsättigung zu sichern!
Sie möchten gerne mehr wissen oder interessieren sich für das Thema Lachgassedierung? Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.