Lachgas als Partydroge

Lachgas als Partydroge

In den letzten Jahren hat Lachgas als Partydroge erneut an Beliebtheit gewonnen, insbesondere bei Jugendlichen. Das Gas bietet eine einfache, kostengünstige und legale Möglichkeit, sich in einen Rauschzustand zu versetzen. Doch der unkontrollierte Gebrauch birgt erhebliche gesundheitliche Risiken, die langfristig zu ernsthaften Schäden führen können. Während der Missbrauch von Lachgas aktuell in den Medien häufig thematisiert wird, erhält seine wichtige Rolle in der Medizin, etwa bei der Sedierung während Zahnbehandlungen, nur wenig Aufmerksamkeit. In diesem Beitrag beleuchten wir die Gefahren des Missbrauchs und werfen einen Blick auf die medizinische Anwendung von Lachgas, um ein umfassenderes Verständnis dieses vielseitigen Gases zu schaffen.

Was ist Lachgas und wie wird es angewendet?

Lachgas, auch Distickstoffmonoxid (N₂O) genannt, ist ein farbloses, nicht brennbares Gas mit leicht süßlichem Geruch und Geschmack. Chemisch gesehen ist es ein Oxid des Stickstoffs, das zu den Treibhausgasen zählt. Lachgas wird industriell hauptsächlich durch die thermische Zersetzung von Ammoniumnitrat hergestellt, wobei das Ammoniumnitrat erhitzt wird, bis es sich in Lachgas und Wasser zerlegt. Seit dem 19. Jahrhundert findet Lachgas vielfältige Anwendungen.

In der Medizin wird es wegen seiner analgetischen und anxiolytischen Eigenschaften eingesetzt. Es wird häufig in der Zahnmedizin sowie während der Geburt eingesetzt, um Schmerzen zu lindern und Ängste zu verringern. Die Nutzung von Lachgas ist vor allem wegen der schnellen Wirksamkeit und der geringen Nebenwirkungen beliebt. Neben der medizinischen Anwendung spielt Lachgas auch in der Lebensmittelindustrie eine wichtige Rolle. Hier wird es beispielsweise als Treibmittel in Sahnespendern verwendet, um Schlagsahne zu erzeugen. Darüber hinaus wird Lachgas in der Automobilindustrie, insbesondere im Rennsport, zur Steigerung der Motorleistung eingesetzt. 

Verwendung von Lachgas als Partydroge 

In den letzten Jahren hat der Konsum von Lachgas als Freizeitdroge unter Jugendlichen stark zugenommen, wie die aktuelle Drogentrendstudie „Monitoring-System Drogentrends“ zeigt. Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass im Jahr 2022 in Frankfurt jeder sechste Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren mindestens einmal in seinem Leben Lachgas konsumiert hat.1 Die Kombination aus schneller, euphorischer Wirkung, leichter Verfügbarkeit und der Wahrnehmung als vermeintlich sichere Substanz macht Lachgas besonders attraktiv für den Missbrauch. 

Die gängige Methode, Lachgas freizeitlich zu konsumieren, besteht darin, das Gas aus kleinen Sahnekapseln in Luftballons zu füllen und zu inhalieren. Diese Kapseln sind frei verkäuflich und in Einzelhandelsgeschäften leicht erhältlich. Nach der Inhalation setzt die Wirkung von Lachgas fast unmittelbar ein und äußert sich in einem kurzfristigen Rauschzustand, gekennzeichnet durch Euphorie und eine veränderte Wahrnehmung der Realität. In der Regel hält diese Wirkung nur wenige Minuten an. 

Auf molekularer Ebene wirkt Lachgas in erster Linie durch die Hemmung von NMDA-Rezeptoren im zentralen Nervensystem. Diese Hemmung führt zu dem euphorischen Gefühl und einer verminderten Schmerzwahrnehmung. Darüber hinaus beeinflusst Lachgas das endogene Opioidsystem und erhöht die Freisetzung von Dopamin, was die euphorisierende und beruhigende Wirkung noch verstärkt. 

Risiken und Nebenwirkungen

Der nicht-medizinische Gebrauch von Lachgas birgt erhebliche gesundheitliche Risiken und Nebenwirkungen, die oft unterschätzt werden. Eine der gravierendsten Gefahren ist die Hypoxie, die durch das Einatmen von Lachgas verursacht wird. Lachgas verdrängt den Sauerstoff in den Atemwegen, wodurch dieser gefährliche Sauerstoffmangel im Blut entsteht. Leichtere Fälle äußern sich durch Schwindel und Benommenheit, schwerere Fälle können zu Bewusstlosigkeit, bleibenden Hirnschäden oder sogar zum Tod führen.  

Ein weiteres bedeutendes Risiko ist der durch regelmäßigen Lachgaskonsum verursachte Vitamin-B12-Mangel. Lachgas oxidiert das Kobalt im Vitamin-B12-Molekül, wodurch das Vitamin inaktiviert wird. Ein Vitamin-B12-Mangel kann zu schweren neurologischen Störungen wie peripherer Neuropathie, Ataxie und kognitiver Beeinträchtigung führen. Außerdem können hämatologische Anomalien wie die megaloblastische Anämie auftreten, die durch Symptome wie Müdigkeit, Schwäche und Atemnot gekennzeichnet ist. 

Neben diesen systemischen Risiken können bei unsachgemäßer Anwendung von Lachgas auch lokale Schädigungen auftreten. Beispielsweise kann das Einatmen von sehr kaltem Lachgas aus Kapseln zu Erfrierungen im Mund- und Rachenraum führen, die schmerzhafte und möglicherweise bleibende Gewebeschäden verursachen können.2 

Obwohl Lachgas nicht als klassisch suchterzeugend gilt, kann der regelmäßige Gebrauch zu einer psychischen Abhängigkeit führen. Konsumenten könnten sich an die euphorisierende Wirkung gewöhnen und Lachgas zunehmend zur Stressbewältigung oder bei negativen Emotionen einsetzen. Nutzer können zudem Erfahrungen von Angstzuständen oder Panikattacken während des Rausches erleben. Neben psychischen Effekten beeinträchtigt Lachgas außerdem die Motorik und das Urteilsvermögen. Dadurch erhöht sich das Risiko für Unfälle und Verletzungen, insbesondere wenn Konsumenten während oder kurz nach dem Gebrauch Aktivitäten ausführen, die Konzentration und Koordination erfordern, wie das Führen eines Fahrzeugs. 

Ein weiteres erhebliches Risiko stellt der Mischkonsum von Lachgas mit anderen Substanzen wie Alkohol oder Drogen dar. Solche Kombinationen können die negativen Wirkungen von Lachgas potenzieren und zu unvorhersehbaren pharmakologischen Wechselwirkungen führen, die das Risiko schwerer körperlicher Schäden und lebensbedrohlicher Zustände erhöhen. 

Ein prominentes Beispiel für die Gefahren des Lachgaskonsums ist der deutsche Rapper Haftbefehl, der im vergangenen Jahr aufgrund einer Lachgasüberdosis ein Konzert abbrechen musste. In einem Interview berichtete er von seinem massiven Konsum von bis zu 50 Flaschen pro Tag. Haftbefehl betonte in dem Interview die Gefährlichkeit der Substanz und forderte ein Verbot in Deutschland.3 Bislang ist Lachgas in Deutschland frei verkäuflich.  

Im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen wurde jetzt erstmals die Abgabe von Lachgas an Minderjährige verboten. Auslöser für das Verbot war eine Diskussion um Snackautomaten, die Lachgaskartuschen direkt an einer Schule anbieten. Künftig müssen die Automaten über eine elektronische Alterskontrolle verfügen oder die Kartuschen aus dem Sortiment nehmen.4In den Niederlanden und ist das Rauschmittel bereits verboten, in Großbritannien ist der Besitz seit 2023 illegal. ⁵

Medizinische Anwendung

Im Gegensatz zum Freizeitgebrauch wird Lachgas in der Medizin als sicher angesehen, da die Anwendung unter strengen Auflagen erfolgt. In medizinischen Einrichtungen wird Lachgas immer in einer Mischung mit mindestens 30% Sauerstoff verabreicht. Dadurch wird das Risiko eines Sauerstoffmangels deutlich reduziert. Zudem stehen die Patient*innen unter ständiger Überwachung durch qualifiziertes medizinisches Personal, das in der Lage ist, die Dosierung präzise anzupassen und auf Anzeichen von Unbehagen sofort zu reagieren. Die Anwendungsdauer von Lachgas ist kurz und auf die Angriffsdauer beschränkt.

Darüber hinaus werden vor der Verabreichung von Lachgas Vorerkrankungen abgeklärt und mögliche Risikofaktoren wie ein bestehender Vitamin-B12-Mangel oder neurologische Erkrankungen berücksichtigt. Durch diese sorgfältig geregelten Maßnahmen kann die Anwendung von Lachgas in der Medizin sicher erfolgen. 

Fazit 

Lachgas ist im medizinischen Umfeld sicher und wirksam, birgt aber als Partydroge erhebliche Risiken. Der Missbrauch wirft ethische Fragen auf, insbesondere im Hinblick auf die leichte Zugänglichkeit für Jugendliche, die harmlose Wahrnehmung und die potenziellen langfristigen Effekte auf die öffentliche Gesundheit. Um den Missbrauch effektiv zu bekämpfen, sind umfassende Präventionsstrategien notwendig. Zudem ist eine strengere Regulierung und Kontrolle des Verkaufs von Lachgaskapseln erforderlich, um den Zugang für Minderjährige zu erschweren. Nur durch enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Politik und Gesundheitseinrichtungen können die Risiken minimiert und die sichere Anwendung von Lachgas gewährleistet werden. 

Zuletzt hatte der BR einen spannenden Beitrag zu dem Thema gebracht, indem sich eine unserer Referenten der N2O-Akademie, Frau Dr. med. dent. Isabell von Gymnich, zu dem Thema äußert.   Hier geht es zum Video des Bayrischen Rundfunks

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Quellen: (1) Gefährlicher Trend (2) Haftbefehl (3) NDR-Nachrichten (4) Hype um Lachgas (5) Verwendung von Lachgas als Droge

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